32 —
4. Hopfenhau. Den Hauptsitz des Hopfenanbaus in der
oberrheinischen Tiefebene findet man ebenfalls im Unter-
Elsaß.
Im Jahre 1902 wurden hier fast 4000 ha mit Hopfenpflanzungen
gezählt, die 29 000 dz dieser würzigen Dolden lieferten, d. i. etwa 1/5 des
in ganz Bayern gewonnenen Hopfens.
Ganz besondere Sorgfalt und liebevolle Pflege läßt man
in der oberrheinischen Tiefebene dem
5. Obstbau angedeihen. Er hat seine Heimstätte be-
sonders auf der rechten Seite des Rheines, also in Baden,
gefunden.
Dieses steht unter den süddeutschen Staaten bezüglich
der Obstkultur an erster Stelle.
Im Jahre 1900 gab es in ganz Baden fast 9 Millionen
Obstbäume. Am stärksten hat sich der Obstbau entwickelt
an den Nordabhängen des Kaiserstuhles, am Westrande des
Schwarzwaldes und seiner nördlichen Ausläufer sowie
in der Heidelberger Gegend, wo Klima und Bodenzusammen-
setzung ihn besonders begünstigen.
1. Anbaugebiete für Steinobst, besonders Früh-
kirschen, sind
a) der Westrand des Odenwaldes (sogenannte Berg-
straße) und das Neckartal bei Heidelberg.
b) Das Kinzigtal.
c) Der Kaiserstuhl, wo 5000 bis 6000 Kirschbäume
etwa 15 000 bis 20 000 Zentner Kirschen liefern.
d) Die Brühler Gegend. Hier hat statt der Frühkirsche
die Frühzwetsche große Handelsbedeutung erlangt. Der
Ertrag beziffert sich auf 20 000 bis 25 000 Zentner im Jahre.
2. Anbaugebiete für Kernobst.
Den Mittelpunkt bilden :
a) Wertheim.
b) Der Seekreis. Diese Gegend ist die eigentliche Obst-
kammer des Landes. Der durchschnittliche Ertrag erreicht die
ungeheure Menge von 148 000 Zentnern.
3. Beerenobst-Anbaugebiete. Solche sind besonders
die Gegend um Heidelberg und das Murgtal.
Ii. Bergbau. Der wirtschaftliche Wert der Tiefebene
äußert sich endlich noch im Bergbau. Bleiglanz und Zink-
blende werden bei Freiburg gewonnen.
Ferner liefern die dem Großherzogtum Baden gehörigen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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36
der Mannheims. Lederverarbeitung und Möbelfabrikation
sind hier sehr entwickelt.
2. Die Eisenbahnen.
Die von Süden nach Norden sich erstreckende Tiefebene
hat auch den wichtigsten Bahnlinien ihren Weg gezeigt: es
sind die rheinische West- und Ostbahn.
Die Westbahn: Basel — Mülhausen — 1 Speier, Worms, Main z.
Straßburg | Neustadt, Bingen.
Die Ostbahn: Basel—freiburg— Ì Mannheim—mainz.
Karlsruhe j Heidelberg—darmstadt—frankfurt.
Eine weitere Folge der Bodengestaltung ist die Ent-
wicklung von zwei Eisenbahnknotenpunkten.
Mülhausen bildet den einen. Hier zweigt sich der
Südwestverkehr vom Südverkehr ab, um durch die burgundische
Pforte Frankreich zu erreichen.
Mainz, Darmstadt, Frankfurt a. M. bilden im Nord-
osten ein Verkehrsdreieck, zu dem aus allen Himmels-
richtungen Schienenwege hinstreben.
Am meisten trifft dies zu für Frankfurt a. M. (288 000).
Durch die Lage an den sich kreuzenden Land- und
Wasserwegen ist diese Stadt eine Vermittlerin zwischen dem
Norden und Süden, Westen und Osten Deutschlands geworden.
Daraus erklärt sich auch ihre Bedeutung als Meß platz in
früherer Zeit; heute haben die Messen sehr an Wert verloren.
Dagegen hat Frankfurt seinen alten Ruf als einer der ersten
europäischen Börsenplätze bewahrt.
Am linken Ufer des Mains liegt die Vorstadt Sachsen-
hausen, die sich durch viele Gärtnereien, 5 große und
46 kleinere Apfelweinkeltereien auszeichnet. Eine der größten
Keltereien verarbeitet täglich 1000—1200 Zentner Äpfel. Die
jährliche Obstzufuhr nach Frankfurt-Sachsenhausen, diesem
Zentralplatz des deutschen Obsthandels, beläuft sich
auf 1600 Waggons, der jährliche Umsatz an Apfelwein auf
120 000 bis 150 000 hl, an Beerenwein aller Art auf 2000 hl.
Obst und Wein repräsentieren zusammen einen Wert von
10 Mill. Mark.
Iii.
Das schwäbisch-fränkische Stufenland.
Welches Gebiet umfafst es?
Die Landschaft, die sich im Osten der oberrheinischen
Ebene ausbreitet und sich in mehreren Stufen allmählich
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Extrahierte Personennamen: Ostbahn
Extrahierte Ortsnamen: Mannheims Basel Mülhausen Worms Main Karlsruhe Frankreich Mainz Darmstadt Frankfurt_a._M. Frankfurt Deutschlands Frankfurt Frankfurt-Sachsenhausen
— 47 —
der Nahe, des Rheins (Bingen bis Koblenz), der Saar, der
Ahr und der Mosel.
Das Nahetal. Den Mittelpunkt desselben bildet die Stadt
Kreuznach, in deren Nachbarschaft der schönste Nahewein gedeiht.
Das Rheintal zwischen Bingen und dem Ahrtal ist zwar
nicht ein so bedeutender Weinbaubezirk wie etwa der Rheingau
oder Rheinhessen; doch werden um Boppard, Bacherach und
Oberwesel vorzügliche Weine gewonnen. Dasselbe gilt auch
von dem Ahrtal.
Am ältesten und gleichzeitig bedeutungsvollsten ist jedoch
der Weinbau im Moseltal, und zwar an der Mittelmosel
(zwischen Trier und Kochern) mit Saar und Ruwer.
Schwierigkeiten des Weinbaues.
Es gibt keinen zweiten Weinbaubezirk, in dem Anbau und
Pflege des Weinstocks eine solche Summe unsagbarer Mühen
und Anstrengungen kostete wie im Moseltal.
Wirtschaftliche Bedeutung.
Der Weinbau ist fast die einzige Erwerbsquelle der
Moselaner, der Weinstock ihr wichtigster »Kultur-, Handels-
und Industriegegenstand«.
In dem 100 km langen Tale (Luftlinie) leben in 200 Ort-
schaften etwa 180 000 Menschen fast ausschließlich vom Wein-
bau, und in guten Jahren übersteigt die Ernte (auf 6500 ha
Weinland) 250 000 hl im Werte von 10 Mill. Mark.
Obstbau. Wo die Täler sich weiten, wird er umfangreich
betrieben und liefert Äpfel, Birnen, Kirschen, vor allem aber
Aprikosen, Pfirsiche, edle Kastanien und Walnüsse in großen
Mengen.
Durch welche Erwerb szweige wird das rheinisch-westfälische
Schiefergebirge zur wirtschaftlich wertvollsten Landschaft
des Reiches?
1. Bergbau auf Kohlen. Abgesehen von dem Saar-
becken, gibt es noch zwei Kohlenbergbaubezirke am Nordrande
des Gebirges: das Aachener und das Ruhrkohlenbecken.
a) Das Aachener Steinkohlengebiet.*) Die Ausdehnung
des ganzen Kohlengebirges schätzt man auf 88 qkm. Die Zahl
der Bergarbeiter beträgt etwa 6000, ihre Arbeitsleistung durch-
schnittlich 11/2 Mill. Tonnen Steinkohlen im Jahre.
f) Es umfaßt die Indemulde bei Escliweiler mit 46 abbauwürdigen
Kohlenflözen und die Wunnmulde bei Aachen.
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— 59 —
8. Bergbau. Neben seinem Reichtum an Bodenbau-
produkten besitzt Thüringen auch noch große Braun kohl en -
und Salzlager.
Die Braunkohlenlager finden sich in den Tertiär-
ablagerungen am nördlichen Rande des Hügellandes und
reichen von Zeitz über Weißenfels und Merseburg bis Halle.
Man zählt über 300 Gruben, denen die lebhafte Gewerbe-
tätigkeit im Regierungsbezirk Merseburg ihre Entstehung und
Entwicklung verdankt. Die Salzlager gehören teils dem
Zechstein, teils dem Muschelkalke an und finden sich in der
Gegend von Salzungen, Langensalza, Artern, Franken-
hausen, Sulza, Kösen usw. (Staßfurt und Schönebeck siehe
Harzvorland.)
Nördlich von Erfurt bei Ilversgehofen Hegt ein bedeutendes
Steinsalzbergwerk, dessen Salz sich durch größte Reinheit auszeichnet.
Die jährliche Ausbeute beträgt 350 000 Ztr.
9. Industrie.
Außer in Ostthüringen hat sich sonst nirgends ein größerer
in sich abgeschlossener Industriebezirk gebildet. Nur in den
Städten Gera und Greiz drängt sich die Textilindustrie auf
einem kleinen Räume zusammen.
Daneben ist Ostthüringen, besonders Schmölln, der
Hauptsitz der deutschen Steinnußknopffabrikation.
Es bestehen hier gegenwärtig 17 Fabriken, in denen von etwa
2500 Personen jährlich 200 000 Ztr. Steinnüsse verarbeitet werden. Die
wöchentliche Produktion beträgt 50 000 Gros Knöpfe, die in allen Kultur-
ländern Absatz finden.
Der Reichtum an Getreide (Goldene Aue) hat Veranlassung
zur Errichtung zahlreicher Brauereien und Branntwein-
brennereien gegeben. Durch die letzteren ist namentlich
Nordhausen bekannt, wo schon vor Jahrzehnten zahlreiche
Brennereien in Betrieb waren.
Der Zuckerrübenbau hat viele Zuckerfabriken ins
Leben gerufen, und der stark entwickelten Viehzucht verdanken
das hier in besonders großem Umfange betriebene Fleisch er-
gewerbe (thüringische Wurst), die Gerberei und Leder-
fabrikation ihre Blüte.
Eine besondere Pflegstätte hat die Herstellung physi-
kalischer und optischer Instrumente in Jena gefunden.
Es ist Sitz der Zeiß-Werke, der größten optischen
Fabriken der Welt.
i
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auch sie sehr fruchtbaren Schlick herbeitrugen, in den
Niederungen absetzten und dadurch bedeutende Bodenbau-
bezirke bildeten.
Wichtige Obstbaubezirke finden sich bei Werder a. H.,
Oranienburg und Guben. Aus Werder werden in guten
Jahren etwa 50 000 hl Obst nach Berlin versandt. Auf den
Rieselfeldern der letztgenannten Stadt stehen 120 000 Obst-
bäume und in der ganzen Provinz Brandenburg etwa 11 Mill.
Wie im Westen, so trifft man auch im Osten neben großen
Heideflächen vorzügliche Bodenbaubezirke, vor allem die große,
2000 qkm umfassende Weichselniederung mit ihrem dunklen,
fruchtbaren Boden. Eine Kornkammer bildet auch die Po sene r
Ebene; sie nimmt eine der ersten Stellen unter den getreide-
bauenden Landschaften des Reiches ein.
Mit dem umfangreichen Getreide- und Kartoffelbau daselbst
steht auch die große Alkoholproduktion im Zusammenhang, die
mit 1j1 der Gesamtproduktion und fast 500 Brennereien unter
allen Landschaften des Reiches den ersten Platz behauptet.
Auch im Hopfenbau (links der Warthe) und im Zuckerrübenbau
(rechts der Warthe) nimmt Posen einen hohen Eang ein.
Die Forstwirtschaft erfreut sich in ganz Norddeutschland
einer sorgsamen Pflege.
Zuletzt darf auch der Fischfang nicht unerwähnt bleiben,
da er für viele Bewohner des Binnenlandes, vor allem aber für
diejenigen der Nord- und Ostseeküste, von hoher, wirt-
schaftlicher Bedeutung ist.
Welche mineralischen Bodenschätze liefert das Flachland?
Daß Bodenschätze in diesem Gebiete nur in geringen
Mengen gefunden werden, kann uns nicht wundern; denn die
Schwemmlandschichten des jüngsten geologischen Zeitalters ent-
halten außer dem sich dauernd in den großen Mooren bildenden
Torf und Raseneisenerz kaum nennenswerte Minerale.
Größere Bedeutung haben nur die Braunkohlen- und Salz-
lager gewonnen. In Gemeinschaft mit dem Salz (Inowrazlaw)
findet sich auch Gips, so bei Lüneburg und Sperenberg; Kalk
bei Rüdersdorf, Kreide auf Rügen.
Der Kaolin, der reinste Ton, wird bei Morl und Trotha
gewonnen und liefert das Material für die Berliner Porzellan-
manufaktur. Merkwürdig ist das Vorkommen von Petroleum
in der Lüneburger Heide und des Bernsteins an der Ostsee-
küste. Die Granitblöcke liefern ein für die Ebene sehr will-
kommenes Pflasterungs- und Baumaterial.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Morl
Extrahierte Ortsnamen: Oranienburg Guben Berlin Brandenburg Norddeutschland Lüneburg Sperenberg Lüneburger_Heide
64
a) Clausthal Zellerfeld,
b) St. Andreasberg,
c) Rammeisberg.
Im Rammeisberg bei Goslar ist der Bergbau auf Erze
bereits im Jahre 972 in Angriff genommen worden; er hat
sich im Laufe der Zeit derartig entwickelt, daß heute etwa
1200 Arbeiter Beschäftigung finden.
Die Menge des hierselbst geförderten Erzes betrug in
den letzten Jahren durchschnittlich 650 000 t, und zwar vor-
wiegend Bleierze: 350000 t, melierte Erze: 150000 t, Kupfer-
erze: 100000 t, Feinsilber: 100 t, Feingold: 82 kg.
Die Produktion sämtlicher Hütten des Oberharzes beträgt jähr-
lich etwa:
an Gold 50 kg,
„ Silber 47 bis 50 000 kg,
„ Blei 8000 t,
„ Kupfer 224 t,
„ Kupfervitriol 884 t (im Gesamtwerte von 71/2 Mill. Mark).
2. Der Bergbau im Unterharz.
Noch weit bedeutender als im Rammeisberge bei Goslar
ist die Kupfergewinnung im Mansfeldischen.
Zwar zeigen die Kupferschiefer hierselbst nur eine geringe
Mächtigkeit, nämlich 20 bis 30 cm, aber die Ausdehnung des
Bergbaubezirks, in dem 17 000 Arbeiter Beschäftigung finden
und 3/5 der Gesamtkupferproduktion (360 000 Ztr.) gewonnen
werden, machen denselben zu dem bedeutendsten dieser Art in
Deutschland; in der Silbererzgewinnung steht der Harz aber
an zweiter Stelle und wird nur vom Erzgebirge über-
troffen.
Das Vorland des Harzes.
Welches Gebiet umfafst es?
Das Vorland des Harzes umfaßt jenes große Viereck, das von der
Saale und Elbe im Osten, von der Aller im Norden, von der Leine im
Westen und von der Unstrut im Süden begrenzt wird.
Wodurch ist es zu einem Gebiete von hohem wirtschaftlichen
Werte geworden?
Durch die Gunst des Klimas und der Bodenverhältnisse
sind hierselbst Bodenbau und Viehzucht zu hoher Blüte
gelangt; durch seinen Reichtum an Bodenschätzen mancherlei
Art sind Bergbau- und Industriebezirke ins Leben ge-
treten, die teilweise Weltruf erlangt haben.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Andreasberg
Extrahierte Ortsnamen: Clausthal_Zellerfeld Rammeisberg Rammeisberg Goslar Goslar Deutschland
— 66 —
(Provinz Sachsen. Herzogtum Anhalt.)
Von den 400 Zuckerfabriken des Reiches entfallen auf
Sachsen allein 140; die Zahl der darin beschäftigten Arbeiter
beträgt etwa 23 000. Daher ist auch diese Provinz der
Hauptbezirk für den Zuckerrübenbau und die Rübenzucker-
fabrikation. Die wichtigsten Anbaugebiete bilden die »Börde«
westlich von Magdeburg und die »Wische« in der Altmark.
In Anhalt gibt es zur Zeit 30 Zuckerfabriken.
2. Bergbau. (Salzgewinnung.)
In großartigstem Maßstabe wird im nördlichen und öst-
lichen Vorlande des Harzes Salz gewonnen, und zwar Speise-,
Vieh- und vor allem Düngesalz (Kalisalz).
Allein im Herzogtum Braunschweig befinden sich 13 Salz-
quellen. Die bedeutendste Ausbeute liefert jedoch das Steinsalz-
bergwerk von Staßfurt, das jährlich 30 Mill. Zentner Kalisalze
und 112 Mill. Zentner Speisesalz liefert.
Die wichtigsten Absatzgebiete für Düngesalze sind außer
Deutschland die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Belgien,
Frankreich, Indien und Australien. Die ganze Salzproduktion
des Vorlandes beläuft sich auf jährlich 40 Mill. Zentner.
Noch bedeutender als die Speisesalzgewinnung von Staß-
furt ist diejenige von Schönebeck a. E. Die Ausbeute beträgt
hier fast das Dreifache des in Staßfurt gewonnenen Salzes.
(Braunkohlengewinnung.)
Auch der Bergbau auf Braunkohlen steht im nördlichen
Vorlande auf hoher Stufe. Das Helmstädter Braunkohlen-
lager hat eine Ausdehnung von 25 km in der Länge und 6 km
in der Breite. Da man eine durchschnittliche Mächtigkeit von
10 m annimmt, so stellt sich das gewinnbare Quantum auf
9 Milliarden Hektoliter, das bei der Menge augenblicklicher Förde-
rung noch für 600 Jahre reicht. Noch gewaltiger ist die Aus-
beute der Braunkohlenlager im Halle-Weißenfelser Revier.
Von den 600 Braunkohlengruben i. R. entfallen auf die
Provinz Sachsen etwa 150, die durchschnittlich 12 000 Berg-
arbeiter beschäftigen.
3. Industrie.
In ursächlichem Zusammenhange mit der Braunkohlen-
gewinnung steht die Fabrikation von Preßkohlen.
Es bestehen im Braunsclfweigischen vier große Fabriken,
von denen jede täglich über 60 Waggons à 200 Zentner pro-
duziert. Zuckerfabriken, Raffinerien, Ziegel-, Kalk-, Gips- und
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Schönebeck
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Magdeburg Altmark Deutschland Nordamerika Belgien Frankreich Indien Australien Staßfurt Sachsen
— 70 —
3. des sächsischen Berglandes.
Es bildet die weitere nördliche Abdachung und beherbergt weder
Kohlen noch Erze. Dagegen trägt es auf seiner flachwelligen Oberfläche
teilweise sehr fruchtbaren Lößboden, während das allmählich zur Ebene
abfallende Hügelland vielfach mit älteren und jüngeren Ablagerungen
bedeckt ist.
Womit beschäftigen sich die Bewohner des Erzgebirges?
1. Mit Bergbau auf Erze und Kohlen.
a) Silber. Die Mengen des gewonnenen Erzes, besonders
des Silbers, sind ganz beträchtlich. Das Erzgebirge steht sogar
in dieser Hinsicht in Europa an erster Stelle.
Man unterscheidet besonders zwei Silberproduktions-
bezirke.
Der eine liegt im Gebiete der Städte Annaberg und
Joachim s tal hoch oben im Gebirge, wo über 230 Personen
auf 1 qkm wohnen.
Der zweite, wichtigere Silberbezirk hat zum Mittelpunkte
Freiberg an der Mulde.
Zwecks Gewinnung der Erze hat man hier viele Schächte,
Stollen, Teiche und Kanäle angelegt, die in ihrer Art muster-
gültig und für viele Verwaltungen anderer deutscher und auch
außerdeutscher Bergwerke vorbildlich geworden sind.
Unter den zahlreichen Gruben ist die » Himmelfahrt «-
Fundgrube die bedeutendste. Leider ist die Produktion von
Jahr zu Jahr erheblich geringer geworden.
Im Jahre 1893 belief sich das gesamte Ausbringen der
239 Betriebe, in denen etwa 3500 Personen beschäftigt wurden,
auf 40 376 t; dagegen 1902 nur noch auf 23 000 t im Werte
von 1,9 Mill. Mark gegen 9 Mill. Mark im Jahre 1880.
Von 23 000 t Erzen waren etwa 12 000 t Silbererze.
b) Andere Erze. Außer dem Silber werden besonders
noch Blei-, Nickel-, Eisen-, Zinnerze gewonnen. Für das letztere
Erz ist das Erzgebirge (Zinnwald) (Geising) die wichtigste
Fundstelle in Deutschland. Neben diesen Erzen nehmen Kobalt-
und Wismuterze eine beachtenswerte Stellung ein, ferner alle
Arten von Spaten.
In Gesellschaft der edlen Metalle werden auch noch Zier-
und Schmucksteine gefunden, wie Serpentin, Topas, Achat,
Jaspis und Amethyst. Auch der sonst sehr seltene Schmirgel
wird gewonnen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Joachim
Extrahierte Ortsnamen: Europa Städte_Annaberg Freiberg Geising Deutschland
71
c) Steinkohlen.
Der Bergbau auf Steinkohlen beschäftigt mehr als 2/3 aller
sächsischen Bergarbeiter (in 28 Betrieben etwa 26 000 Arbeiter).
Er wird hauptsächlich in 2 Bezirken betrieben.
1. Bezirk. Dieser liegt im erzgebirgischen Becken
zwischen Werdau—zwickau—chemnitz. Er umfaßt ein Gebiet
von 30 km Länge und 7 bis 13 km Breite.
2. Bezirk. Derselbe liegt im Plauenschen Grunde und
hat eine Länge von 11, eine Breite von etwa 4 km und 5 abbau-
würdige Flöze.
Der Bergbau auf Steinkohlen weist im Gegensatze zur
Erzgewinnung eine stete Zunahme auf.
In beiden Bezirken wurden insgesamt im Jahre 1893 etwa
4 000 000 t im Werte von 40 Mill. Mark, im Jahre 1902 etwa
4 500 000 t im Werte von 53 Mill. Mark gefördert.
d) Braunkohlen.
Die Braunkohlengewinnung gruppiert sich vornehmlich
um die Städte Borna, Grimma, Kamenz und Zittau.*)
Das Ausbringen betrug im Jahre 1893 etwa 1 Mill. Tonnen
im Werte von 2,5 Mill. Mark, im Jahre 1902 etwa l3/4 Mill.
Tonnen im Werte von 4,5 Mill. Mark.
In 92 Betrieben arbeiteten etwa 3500 Arbeiter.
2. Mit Industrie. Seitdem der Bergbau auf Erze im Ge-
birge im Niedergang begriffen ist, hat sich die überaus zahlreiche
Bergarbeiterbevölkerung der Industrie zugewandt. Besonders im
westlichen Teile, in den Amtshauptmannschaften Schwarzenberg
und Annaberg, hat sie die größte Ausdehnung angenommen.
Einen bedeutenden Industriezweig bildet daselbst die
a) Spielwarenfabrikation, die bis vor kurzem haupt-
sächlich als Hausindustrie betrieben wurde. In etwa 1200 Be-
trieben waren rund 3000 Personen tätig. Jedoch sind in den
letzten Jahren überall Fabriken entstanden, die teilweise 25 bis
200 Arbeiter beschäftigen. Die Maschinen haben daher unter den
Heimindustriellen der Holzspielwarenfabrikation sehr aufgeräumt.
b) Die Spitzenklöppelei, die vor Jahrhunderten
durch die Brabanterin Barbara Uttmann in Annaberg zuerst
Eingang gefunden, ist gleichfalls sehr zurückgegangen.
Die wichtigsten Erzeugnisse sind leinene, wollene,
baumwollene und seidene Spitzen zur Verzierung von
*) Borna, Grimma, Kamenz liegen allerdings schon im Flachlande ;
Zittau liegt im Lausitzer Gebirge.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
75 —
Gurken, Möhren, Meerrettichstangen und Zwiebeln
werden daselbst in ungeheuren Mengen gewonnen.
Der jährliche Versand an Meerrettich beträgt mehr als
20 000 Ztr. im Werte von 150 000 bis 200 000 M, der Verkauf
auf den Märkten des Spreewaldes noch außerdem 30 000 Ztr.
Der Gurkenbau von Lübbenau und Umgegend liefert
jährlich etwa 300 000 Schock Gurken im Werte von 45 000
bis 50000 M; zum Versand gelangen 90 000 Ztr., dazu 10 000 Ztr.
Zwiebeln und 25 000 Ztr. Gemüse aller Art.
Welche Stellung nimmt Sachsen in wirtschaftlicher Hinsicht
unter den deutschen Landschaften ein?
Die wirtschaftliche Stellung dieser Landschaft wird ge-
kennzeichnet durch:
1. den Bodenbau.
69 °/0 der Gesamtfläche sind ihm gewidmet, und die Er-
träge an Getreide und Hackfrüchten in den Bodenbaubezirken
(Altenburger Gegend, Lommatzscher Pflege, um Leipzig, Borna,
Döbeln, Oschatz, Meißen) sind ganz bedeutend.
2. die Viehzucht. Dieser Zweig der Landwirtschaft
nimmt ebenfalls eine hervorragende Stellung ein; denn der
Bestand an Pferden, Rindern und Schweinen übertrifft den
Reichsdurchschnitt ganz erheblich.
3. die Forstwirtschaft. Zwar war der Bestand an
Waldungen in früheren Zeiten ungleich größer als heute;
doch entspricht derselbe mit 26 °/0 der Gesamtfläche noch genau
dem Reichsdurchschnitt.
4. den Bergbau. Derselbe beschäftigt, wie wir bereits
gesehen, einen hohen Prozentsatz der Bevölkerung. Durch die
großartige Steinkohlengewinnung im erzgebirgischen Becken,
durch die Produktion von Silber-, Eisen- und vielen anderen
Erzen sowie durch Gewinnung von Braunkohlen (Borna,
Kamenz, Zittau, Grimma) ist derselbe von hoher wirtschaftlicher
Bedeutung für Sachsen und das Deutsche Reich.
5. Industrie.
Während die industrielle Bevölkerung im Reichsmittel 1895
etwa 39 °/0 betrug, bezifferte sich dieselbe in Sachsen auf
58 °/0 der Gesamtbevölkerung.
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